Hamburger Meisterschaften auf der Alster. Matthias Eckert war in den 80er Jahren deutscher Meister, jetzt tritt die zehnjährige Tochter in seine Fußstapfen.

Es hätte die Schlüsselszene eines Films über drei Generationen von Sportlern sein können, die eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte im Hamburger Sport geschrieben haben. Es war bei den Hamburger Meisterschaften im Wildwasser in Wellingsbüttel, wo die Alster ein kleiner, freundlicher Bach ist und ihre Ufer ein Paradies für Spaziergänger, Jogger und Radfahrer. Und auf dem lindgrünen Wasser sich Rennkanuten und Tretbootfahrer gelegentlich ins Gehege kamen.
Unter einer mächtigen Ulme stand Norbert Schmidt (60), der bei den Titelkämpfen als Oberschiedsrichter fungierte. Und als vor ihm auf dem Wasser ein kleines, blondes Mädchen auftauchte, geriet der frühere Weltmeister für einen Augenblick ins Schwärmen: "Seht ihr, das ist Brigittes Stil. Das bringt sie den Kindern von der ersten Stunde an im Kanu bei. Die Arme hoch gestreckt und dann der schnelle, kraftvolle Paddelzug. Ein Riesentalent. Wenn sie dabei bleibt, kann sie eine ganz Große im Wildwassersport werden."

Das Mädchen, daß mit so viel Kampfgeist das Paddel durch das Wasser zog, heißt Jil Sophie Eckert und ist vor wenigen Tagen zehn Jahre alt geworden. Ihr Vater, Matthias Eckert, war 1980 das erste Mal deutscher Juniorenmeister und auch Vize-Weltmeister mit Andreas Berngruber im Zweier-Canadier. "Im Mixed saß ich lange mit Brigitte im Boot", erzählt der 43jährige Autohändler. "Und von 1983 an sind wir drei Jahre hintereinander deutsche Meister geworden."

Aber ordnen wir erst einmal die Verbindungen der Sportler, die seit einem halben Jahrhundert den Wasser-Sportverein Süderelbe, der, wenn man alle nationalen Titel, Europa- und Weltmeisterschaften zusammen addiert, wohl als Hamburgs erfolgreichster Sportverein gilt. Da waren Hermann Roock und Norbert Schmidt, bis heute ein legendäres Gespann im Zweier-Canadier, die in den 60er Jahren in Deutschland und auch international diese Disziplin dominierten. Heute tragen viele der speziellen Wildwasser-Kanus ihre Namen. Sie werden von den beiden entwickelt und hergestellt.

Es war 1977, als Norbert Schmidt als Trainer junge WSV-Talente an die Weltspitze führte. Ernst Libuda war im Einer-Canadier das erste Mal Weltmeister geworden. Und auch Brigitte Goedecke hatte sich mit der National-Mannschaft gerade ihren ersten und einzigen Weltmeistertitel erkämpft. Damals kam ein kleiner, schüchterner Junge in die Trainingsgruppe. "Meine Großmutter und Norbert Mutter waren befreundet", sagt Matthias Eckert. "Matthias war unglaublich ehrgeizig." Wenn Norbert Schmidt das heute sagt, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Wenn Anfang der 80er Jahre die deutsche Meisterschaft im Mixed entschieden wurde, war das immer nur ein interner Zweikampf der besten WSV-Kanuten. Ernst Libuda saß mit Jaqueline Sendker im Boot. Die beiden sind verheiratet, und ihr Sohn Philip zählt zu den hoffnungsvollen Hamburger Tennis-Talenten. Im anderen Canadier kämpften Matthias Eckert und Brigitte Goedecke. Die ist längst Frau Schmidt und hat vor vielen Jahren ihren Mann als Cheftrainer abgelöst. Zu den jungen Talenten, die ihr zur Zeit soviel Freude machen, gehören die zehnjährige Jil Sophie und ihr 13 Jahre alter Bruder Jasper, die Kinder ihres einstigen Mixed-Partners Matthias Eckert. Jil Sophie ist auch Bezirksmeisterin im Kunstturnen bei Treubund Lüneburg und Jasper trainiert fünfmal in der Woche - vor allem mit seinem Vater. Bei den Hamburger Meisterschaften belegten die Geschwister zweite Plätze in ihren Wettkämpfen. Zweifacher Meister bei den C-Schülern vom WSV Süderelbe wurde Jan Bauer ebenso wie Nationalfahrer Florian Wohlers bei den Herren. Bei den B-Schülern wurde Paul Weber Vizemeister.

erschienen am 20. Mai 2006 / Erschienen im Hamburger Abendblatt: http://www.abendblatt.de/daten/2006/05/20/565066.html