Die Tage werden kurz, die Temperaturen sinken, manche sagen sogar man muss beim Paddeln wieder eine Jacke tragen; Zeit die Bilder der Paddeltouren des Sommers zu sortieren.
Große sommerliche Paddeltouren starten auf großen Schiffen; in diesem Fall der Fähre von Travemünde nach Helsinki. Von Helsinki waren es nur gut 2 h mit dem Auto bis zu unserem ausgewählten Startpunkt, Röörä einem Ort mit kleinem Gästehafen etwa 20 km westlich von Naantali. Röörä ist gut mit dem Auto zu erreichen, hat eine Bootsrampe, an der man relativ bequem ablegen kann und kostenlose Langzeitparkplätze in unmittelbarer Nähe zum Wasser.
Der praktisch endlose Schärengarten zwischen Turku und den Ålandinseln war dieses Jahr das Ziel unserer zweiwöchigen Midsommergepäcktour. Die geplante Route folgte zunächst einem nördlichen Bogen nach Westen bis zu den Ålandinseln und anschliessend in einem südlichen Bogen zurück zum Startpunkt. Grob abgeschätzt auf der Karte gut 230 km, die sich auf 12 Tagesetappen mit einem Puffer für schlechtes Wetter verteilen sollten.
Die Fähre kam 3 h später als geplant in Helsinki an, irgendwo zwischen Helsinki und Röörä fing es an kräftig zu regnen und beim Beladen der Boote regnete es immer noch. 3 h später als geplant, nachdem wir Rotwein, Essen, Zelt, Klamotten und Kleinkram für 2 Wochen sowie Wasser für 3-4 Tage in den Booten verstaut hatten, konnten wir dann endlich lospaddeln. Kurz darauf hörte es auf zu regnen, blieb für die nächsten 14 Tage trocken und die meiste Zeit sogar sonnig. Nach und nach wurde dadurch auch das Wasser wärmer. Am Anfang war es noch frische 12° C kühl, gegen Ende konnten wir bei 16° C auch mal 5 min ohne das Brennen im Nacken schwimmen.
Am ersten Abend mussten wir nur etwa 10 km paddeln, bis wir eine geeignete Insel zum Übernachten fanden. Misstrauisch gegen das Wetter spannten wir das Tarp, das wir aber letztendlich nicht brauchten, mittels eigens gelernter Spezialknoten auf.
Schon am zweiten Tag begegneten wir, beim Kreuzen einer der Hauptfahrrinnen zwischen den Inseln, dem Schrecken der baltischen Meere, der Finnpulp. Als sie etwas überraschend hinter einer Insel auftauchte, hielt sie wegen des abknickenden Fahrwassers erstmal genau auf uns zu. Ein unangenehmes Gefühl, trotz Karte und eindeutiger Betonnung, derzufolge wir das Fahrwasser eigentlich schon gequert hatten. Irgendwann drehte die Schreckliche dann nach links, so dass wir die Seite des Schiffes und nicht länger den schäumenden Bug sahen.
Die folgenden Tage paddelten wir durch eine sehr einsame Strecke, tagelang begegneten wir keinem anderen Boot und sahen auch keine Häuser auf den unzähligen kleinen Inseln.
Überall gab es wunderschöne Plätze zum Übernachten, mal geschützt durch uralte knorrige Kiefern, mal dem Wind ausgesetzt auf kahlen Felsen. Zelten auf den Felsen ist einfacher im westlichen Teil in dem die Inseln aus rötlichem Granit bestehen. Der meist graue Gneis der östlichen Inseln ist sehr viel inhomogener und stärker zerfurcht, man findet hier nur selten ausreichend große annähernd glatte und waagerechte Flächen zum Aufstellen des Zeltes. So oder so, im Granit wie im Gneis, sieht man immer noch die Kratzspuren der Gletscher der vergangenen Eiszeit auf den abgerundeten Felskuppen.
Der Wind wehte gelegentlich recht frisch und drehte immer wieder von Süd auf Nord und zurück, fast nie kam er aus östlichen oder westlichen Richtungen. Und dort wo man Abends das Zelt bei frischem Südwind im Windschutz niedriger Büsche aufgebaut hatte, wehte es morgens dann noch kräftiger aus Nord, so dass Teekochen und frühstücken nur im Windschatten des Zeltes möglich war.
Endlos lange und farbige Sonnenuntergänge, nach 19 h Sonnenschein und ohne Schatten auf dem Wasser sehnlich erwartet, endlich Dämmerung.
Sicherlich waren die Sonnenaufgänge ebenso malerisch, aber wer mag schon um kurz vor 4 aufstehen, um das Spektakel zu bestaunen. Der frühe Sonnenaufgang zwingt jedenfalls zur Umsicht beim Aufstellen des Zeltes, unbedingt mussten wir auf Schatten von Nordnordost achten, sonst wurde es morgens unchristlich früh hell und heiß im Zelt.
Die Tage waren lang und wir saßen selten vor 11 h im Boot, tatsächlich waren wir beiden diesmal immer die letzten die allen Kram im Boot verstaut hatten und startklar waren.
Die Trinkwasserversorgung war etwas schwieriger als in den Schwedischen Schären letztes Jahr. Gelegentlich trafen wir in den Gästehäfen auf abgeschlossene Wasserhähne und in dem kleinen Hafen auf Seglinge gab es (leicht bräunliches) Trink(?)wasser nur mittels einer Handpumpe. Abgekocht oder gefiltert war es aber auf jeden Fall okay.
Größere Wellen gab es bei vorherrschendem Nord oder Südwind immer dann wenn etwas längere Querungen anstanden. Auf der Strecke zwischen Urku und den Ålandinseln gibt immer wieder 3 bis 4 km breite von Nord nach Süd verlaufende “Kanäle” und größere offene Flächen in denen der Wind und die Wellen ordentlich Anlauf nehmen können.
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An den letzten Tagen, zurück im grauen Gneis, zeigte sich das Wetter nochmal von seiner besten Seite und das einzige Ärgernis waren Horden riesiger roter Ameisen am letzten Zeltplatz, die ständig, egal wo wir uns hinsetzten, hinter uns herliefen. Da wir den Wetterreservetag nicht benötigt hatten, konnten war ganz am Schluss nochmal etwas nach Süden abbiegen und einen kleinen Extrabogen fahren. Am Schluss waren es etwa 250 km verteilt auf 12 Paddeltage und sage und schreibe 30° C beim Ausladen der Boote.